Der Bahnbetreiber Abellio Deutschland hat Drohungen gegenüber mehreren Landesregierungen wahr gemacht und ein Schutzschirmverfahren beantragt, mit dem er sich vor einer drohenden Zahlungsunfähigkeit schützen will. Dem Antrag ist heute vom Amtsgericht Berlin-Charlottenburg statt gegeben worden, teilte Abellio heute mit. Abellio bedient wichtige Strecken auf nordrhein-westfälischen Strecken, beispielsweise die des RRX auf der Strecke RE 1 und RE 11.
„Der Schritt unter den Schutzschirm ist nach über anderthalb Jahren intensiver Verhandlungen mit den regionalen Aufgabenträgern die beste Option, den Unternehmenserfolg langfristig zu sichern. Aber auch im Schutzschirmverfahren bleiben wir mit unseren Aufgabenträgern im engen Dialog, um gemeinsam ein nachhaltiges Fundament für einen für alle Akteure verlässlichen Schienenpersonennahverkehr zu legen.““, sagte Abellio-Deutschland-Chef Michiel Noy. Der Bahnbetrieb gehe unvermindert weiter. „Wir sind weiterhin für unsere Kunden da.“
Abellio steht schon länger in der Kritik, wenn es um die finanzielle Situation geht (wir berichteten 🔗 Land will Zugbetreiber im ÖPNV unterstützen). Das zur niederländischen Staatsbahn “Nederlandse Spoorwegen” gehörende Unternehmen begründet die angespannte finanzielle Situation zuletzt mit „massiven Kostenentwicklungen, die nicht ausreichend von den einzelnen Verkehrsverträgen gedeckt sind“.
In den vergangenen Verhandlungen mit den regionalen Aufgabenträgern – also den jeweiligen Verkehrsverbünden – versuchte Abellio, die Lage für sich selbst zu verbessern und forderte von mehreren Bundesländern Nachzahlungen für den weiteren Betrieb. Doch die Verhandlungen führten für das Eisenbahnverkehrsunternehmen nicht zum gewünschten Ergebnis, daher entschied man sich zum Gang vor das Amtsgericht.
Abellio hat aufgrund dieser Kostensteigerungen in den vergangenen Jahren Verluste erlitten, die seitens des Mutterkonszerns “Abellio Transport Holding” ausgeglichen wurden. Eine dauerhafte Kompensation der Defizite in den langjährig laufenden Verkehrsverträgen durch den Abellio-Mutterkonzern ist jedoch nicht tragbar. Nederlandse Spoorwegen unterstützt daher die Bestrebungen, langfristig wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die einzelnen Netze zu vereinbaren.
Weitere Erläuterungen zum Ablauf des Schutzschirmverfahrens hier als PDF: