Die Dommetropole Köln plant schon länger, eine Alternative zur Autobrücke zu finden, um Reisende und Pendler schneller ans Ziel zu bekommen. Schließlich ist die größte Straße der Stadt die Wasserstraße auf dem Rhein. Nun soll die 300 Meter breite Straße auch für den Nahverkehr mehr in Betracht gezogen werden – mit einem Wasserbus.
Zweigeteilte Stadt
Der Fluss trennt die Stadt Köln in zwei Teilen. Die Stadtverwaltung denkt nun jedoch, dass auch der Rhein als Chance gesehen werden kann, die Stadt zu „verbinden“ und so die normalen Asphaltstraßen zu entlasten. Eine entsprechende Machbarkeitsstudie hat die Idee der Stadt nun grünes Licht gegeben.
Als “Brückenersatz” könnte die neue Art des Verkehrsangebots auf dem Wasser dienen. Nicht nur punktuell, wo man hätte eine Brücke von A nach B verbinden können, sondern sei es damit auch möglich, “längere Strecken entlang des Flusses zurückzulegen” sagte die Beraterin Irene Seemann, die mit ihrem Beratungsunternehmen an der Machbarkeitsstudie mitwirkte. Es geht dabei um eine Unterstützung des bestehenden Kölner Stadtnetzes für den ÖPNV.
Emissionsfreie Wasserbusse "in Zukunft"
Für die Umsetzung des Planes sollen große emissionsfreie elektronisch betriebene Schiffe angeschafft werden. Nach Auffassung von Frau Seemann müsste ein Wasserbus mindestens Platz für 100 Menschen bieten und zusätzlich Platz für die Beförderung von Fahrrädern bieten. Auf die Nachfrage hin, warum man nicht gleich auf ein Wasserstoffbetriebenen Wasserbus setzt, sagt Seemann “mit Wasserstoff betriebene Schiffe sind noch nicht marktreif genug. Derzeit würde ich raten, auf vollelektrische Schiffe oder auf Hybridbetrieb zu setzen.”
Der ehemalige technische Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Karlsruhe, Ascan Egeren, der seit letztem Jahr Verkehrsdezernat für die Stadt Köln ist, sagt schon vorab, dass das Ziel, ein elektronisch betriebenen Wasserbus nicht von heute auf morgen realisiert werden kann. “Für einen Pilotbetrieb können wir uns vorstellen, vielleicht auch erstmal mit herkömmlichen Schiffsantrieben zu arbeiten”, sagte Egeren.
Hamburg als Vorbild
In der Hansestadt Hamburg sieht man bereits, wie man die Wasserstraße mit in den ÖPNV einbinden kann. In Hamburg betreibt das zuständige Verkehrsunternehmen HADAG insgesamt acht Wasserstraßen-Linien auf der Elbe, die in den ÖPNV mit eingebunden sind und ohne Aufpreis genutzt werden können. Aber obwohl die Hamburger schon jahrzehntelange Erfahrungen mit Wasserbussen haben, ist der Betrieb noch nicht emissionsfrei. Laut HADAG soll dies in „naher Zukunft“ jedoch erreicht werden, da Dieselschiffe weiterhin den Betrieb mit Aufrecht halten.
Anders als in Hamburg hat die NRW-Metropole jedoch ein Problem: die Strömung. Der Rhein hat eine höhere Fließgeschwindigkeit als die nordische Elbe. Die Beraterin Seemann betont dazu, dass die Schiffe gegen diese Strömung ankommen müssen, und „dadurch große Batterien beziehungsweise häufigeres Nachladen notwendig“ wird. Dafür bedarf es dann noch zusätzlich eine breite Lade-Infrastruktur, die ebenfalls noch erst erbaut werden muss.
Verlustgeschäft Wasserbus
Auf Anfrage der tagesschau hat der Hamburger Verkehrsverbund (hvv) bestätigt, dass der Fährbetrieb für den ÖPNV teuer ist und man aktuell damit Verluste einfährt. Der „Zuschussbedarf aus dem öffentlichen Haushalt“ sei bei solchen Wasserbussen noch höher als es im ÖPNV bereits ohnehin der Fall ist. Auf dieses „Verlustgeschäft“ stellt sich auch die Domstadt ein. Von Seiten der Stadt heißt es, dass ein „Wasserbussystem auf dem Rhein niemals kostendeckend zu betreiben“ sei.
Testbetrieb in 2023 möglich
Die Stadt Köln möchte noch kein konkretes Datum bekanntgeben, an dem der erste Wasserbus in Köln fährt. Technisch jedoch ist sich Seemann sicher: „ein Testbetrieb ist innerhalb eines Jahres absolut möglich“.
In Köln soll es zunächst um zwei Linien geben, darunter eine im Norden der Stadt. Von dort aus soll unter anderem die Innenstadt mit der rechten Rheinseite verbunden werden. Gerade das könnte Touristen zusätzlich in die Stadt locken. Im Süden gibt es aktuell keine gute Bahnverbindung in die Stadtmitte, da könnte dann die Wasserbuslinie eine große Zeitersparnis bieten. Der Aufbau des Wasserbussystems soll stufenweise erfolgen. Losgehen soll es mit einem Kernnetz in der Stadt zwischen Niehl, Mülheim und der City sowie Rodenkirchen und Porz. Sie bieten neue Möglichkeiten für Radfahrer und Pendler den Rhein zu überqueren. Ein Wasserbus kann sich auch auf den Verkehr in der Innenstadt positiv auswirken und so zu einem sauberen Image der Stadt führen. Später soll dann das Wasserbus-Netz ausgebaut werden in die Nachbarstädte Leverkusen und Wesseling und so mehr Leute abzuholen.