Im Sommer könnte es voll werden in den öffentlichen Verkehrsmitteln: denn pünktlich zur Urlaubszeit soll das 9€-Ticket starten. Für nur 9€ im Monat bekommt man dann ein Monatsticket mit dem man bundesweit den gesamten öffentlichen Nahverkehr nutzen kann. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat erste Details dazu nun bekannt gegeben, die wir hier zusammenfassen werden und einen Einblick über das Angebot verschaffen.
Auf das 9-Euro-Ticket freuen sich viele, denn auch beim öffentlichen Nahverkehr ist es in echtes Highlight, einfach mal günstig durch die Region fahren zu können oder Freunde weiter weg zu besuchen. Dabei gefällt vor allem auch das entspannte Unterfangen, zu einem festen Preis einfach fast überall mitfahren zu können.
Attraktivität steigern ist das Ziel
Der Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) betonte dabei, man wolle den Bürgerinnen und Bürger angesichts der stark gestiegenen Energiekosten mit einem deutlich verbilligten ÖPNV-Ticket unmittelbar entlasten. Zudem soll es “Anreize zum Energiesparen setzen und die Nutzung vom ÖPNV langfristig attraktiv machen.” Der günstige Fahrschein für den gesamten deutschen Nahverkehr soll von Juni bis einschließlich August gelten.
Ob das Ticket wirklich auf lange Sicht die Attraktivität des Nahverkehrs steigern kann – daran gibt es noch erhebliche Zweifel. Das Ticket sei zwar eine “Riesenchance”, betont Jens Schwarz, Vorsitzender des Konzernbetriebsrates der Deutschen Bahn. Allerdings fürchtet er auch, dass die Infrastruktur der Bahn auf einen solchen Ansturm neuer Kunden und Pendler nicht vorbereitet ist. Auch die Züge seien jetzt schon an der Belastungsgrenze.
Alte Aktion - gleiche Probleme
Schwarz erinnert sich noch gut an das Jahr 1995, als die Bahn mit dem “Schönes-Wochenende-Ticket” um neue Kunden warb. Für nur 15 Mark konnte man damals mit bis zu fünf Reisenden in Regionalzügen quer durch die Republik fahren. Das Angebot war ein Riesenerfolg – mit Folgen: auf beliebten Strecken waren die Züge heillos überfüllt, manchmal mussten Hunderte Passagiere auf den Bahnsteigen zurückbleiben. Anderswo konnten die Züge wegen des Gedränges auf den Bahnsteigen nicht rechtzeitig abfahren – die gut gemeinte Aktion ging nach hinten los. Heute kostet das Ticket für fünf Personen 70€. Alleine kostet das Ticket 42€.
Nicht nur die Bahn als auch andere Verkehrsunternehmen befürchten schlimme Probleme. Überall, wo Züge in die Berge oder ans Meer fahren, könne es Probleme geben: die Bahnsteige sind an einigen Stationen zu kurz für längere Züge, eingleisige Streckenabschnitte ermöglichen keinen zusätzlichen Entlastungszug und an kleinen Bahnhöfen fehle Personal, das für die Sicherheit und Ordnung sorgen könnte.
"Gießskanneneffekt" nicht Zielführend: mehr Geld für die Infrastruktur nötig
Ob jedoch ein dreimonatiger Rabatt auf ein solches Ticket die Attraktivität nun wirklich am Ende steigern wird, halten Experten für extrem unwahrscheinlich. “Wenn jetzt in den teils schon ausgelastetsten Zügen noch mehr Reisende dazu kommen, es zu Verspätungen, Ausfällen oder fehlende Informationen kommt, kann man die sonstigen Autofahrer nicht für den ÖPNV begeistern.” sagt Patrick Kulhei, Redaktionsleiter von Nahverkehr NRW. “Anstatt das Geld nun wie eine Gießkanne zu verteilen, wäre ein Ausbau auch für den ländlichen Raum viel attraktiver” ergänzt er.
Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags bestätigt die Ansichten von Kulhei. “Wir brauchen einen attraktiven, gut ausgebauten und vernetzten ÖPNV, um die Klimaziele zu erreichen.” Das könne man nicht kurzfristig erreichen, dafür brauche es Zeit und sehr große Investitionen.
Billige Tickets - schlechte Qualität?
Auf unserer Info-Seite haben wir ein FAQ und alle wichtigsten Informationen zusammengefasst: