Die Krise des Regionalzugbetreibers Abellio ist weiter ungelöst. Für Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt, wo die niederländische Tochter ebenfalls eine Vielzahl von Zuglinien betreibt, steht eine vorrübergehende Lösung vor der Tür. Doch wie geht es ab Oktober mit Abellio in NRW weiter?
Für eine mögliche Einstellung des Verkehrs hatte Insolvenzverwalter Rainer Eckert jüngst den 01. Oktober öffentlich in den Raum gestellt. Offenbar ist ein Kompromiss in Sachsen-Anhalt als auch in Baden-Württemberg zustande gekommen. Die jeweiligen Bundesländer als auch Abellio müssen Geld auf den Tisch legen, genaue Zahlen sind öffentlich nicht bekannt.
Auf mitteldeutschen Bahnstrecken in Sachsen-Anhalt und Thüringen werden auch nach dem 1. Oktober weiterhin Züge des insolventen Anbieters Abellio rollen. Wie das Unternehmen und der landeseigene Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt (NASA) mitteilten (🔗Zugverkehr auf Abellio-Strecken gesichert – nasa.de), ist der Weiterbetrieb des Dieselnetzes in Sachsen-Anhalt bis 2023 gesichert. Vertraglich war die Leistung eigentlich bis zum Fahrplanwechsel 2032 festgehalten. Laut NASA ist die Aufrechterhaltung des Verkehrs und die Zahlung von Löhnen und Gehältern gesichert. Weitere Details wurden am Freitag dazu nicht bekannt. Unklar ist somit, ob Abellio finanzielle Hilfen bekommt. Im Netz “Saale-Thüringen-Südharz” will Abellio den Vertrag bis zum regulären Ende im Dezember 2030 erfüllen.
Eine mögliche Insolvenz des Bahnbetreibers Abellio beschäftigt auch den Fahrgastverband Pro Bahn. Das momentane Abellio-Schutzschirmverfahren endet zum Monatsende. Bis dahin bliebe nur noch wenig Zeit, um eine tragfähige Lösung für einen weiteren Betrieb zu finden, erklärt Pro Bahn. Sollte es zu keiner Einigung zwischen Land NRW und Abellio kommen, sind erhebliche Auswirkungen auf den Nahverkehr im gesamten Land abzusehen. Betroffen sind neben der Herzader des Ruhrgebiets, dem Rhein-Ruhr-Express (RRX), auch zahlreiche S-Bahn-, RE- und RB-Linien im Verkehrsbund Rhein-Ruhr (VRR). Der Fahrgastverband zeigt sich sehr besorgt und appelliert an alle Verhandlungspartner, schnell eine gütliche Einigung zu erzielen. Im Sinne der Verkehrswende sei es Fahrgästen nicht zuzumuten, nach Corona und nach den jüngsten Bahnstreiks nun auch noch weitere Einschränkungen im Nahverkehr zu erleben. Das schrecke potentielle “Umsteiger” besonders ab.
Auch bei den übrigen Betreibern wie Keolis, National Express oder DB Regio kommt es zu preislichen Nachverhandlungen, schließlich bewegen sich auch dort Kosten und Einnahmen in schwierigem Verhältnis. Als langfristige Lösung muss in neuen Ausschreibungen künftig mehr Fokus auf Qualitätskriterien und realistische Finanzierung gelegt werden, fordert Pro Bahn. Auch die zunehmende Zahl von Verspätungen und Zugausfällen aufgrund von Baustellen oder Störungen im Bahnnetz ist laut Pro Bahn besorgniserregend. Bislang müssen die Eisenbahnverkehrsunternehmen hierfür Pönale zahlen, auch wenn sie nicht dafür verantwortlich sind. Das Pönalsystem muss so angepasst werden, dass die tatsächlichen Verursacher (Netzunternehmen, Eisenbahnverkehrsunternehmen, Dritte usw.) zur Kasse gebeten werden, fordert der Fahrgastverband.
Auf Nachfrage unserer Redaktion hin bestätigte Pressesprecher Dino Niemann uns gegenüber die geplanten Änderungen.
Die Verhandlungen scheinen jedoch für NRW in der aktuellen Situation mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) weit vorangeschritten zu sein. Denn erst am Dienstag veröffentlichte der Verkehrsverbund, dass die Zugstrecke von Remscheid über Solingen-Mitte nach Düsseldorf Ende 2022 an den Start gehen soll – ohne Umsteigen auf dem Solinger Hauptbahnhof. Aktuell betreibt Abellio die S-Bahnlinie S7. Derzeit gibt es täglich nur zwei Züge von Remscheid über Solingen durchgehend bis Düsseldorf. Vor allem für Berufspendler brächte die Direktverbindung einen großen Vorteil mit sich.
Heute, am 16.09.2021 tagt der VRR in der Duisburger Mercatorhalle um über die Fortführungsvereinbarungen mit Abellio weiter zu besprechen. Auch der NWL hat für 12 Uhr eine Verbdandsversammlung in Soest einberufen. Sobald uns neue Informationen zu den Versammlungen und Besprechungen vorliegen, werden wir diesen Artikel aktualisieren. Auf unseren Social-Media-Seiten werden wir dieses dann ebenfalls aktualisieren.
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