Die als „Niederrheinbahn“ (Der Niederrheiner – RB 31) bekannte Zuglinie (aktueller Betrieb durch die NordWestBahn) könnte künftig auch wieder zwischen Moers und Neukirchen-Vluyn fahren.
Die Bürgermeisterkandidaten aus Moers und Neukirchen-Vluyn setzen sich zusammen mit dem Fahrgastverband PRO BAHN NRW e.V. dafür ein, die Strecke der „Niederrheinbahn“ von Moers nach Neukirchen und Vluyn wiederzubeleben.
Erst Anfang Mai besuchte der NRW-Verkehrsminister NRW Hendrik Wüst den provisorisch errichteten Haltepunkt in Kamp-Lintfort (Süd) für die Landesgartenschau in Kamp-Lintfort 2020. Parallel dazu sollte die Bahnstrecke von Moers nach Neukirchen-Vluyn reaktiviert werden, die ebenfalls „Niederrheinbahn“ heißen soll, fordern Ibrahim Yetim (SPD Moers) & Ralf Köpke (SPD Neukirchen-Vluyn) als Bürgermeisterkandidaten dieser beiden Städte. Zuspruch kommt auch vom SPD-Landratskandidat Dr. Peter Paic.
Am 22. Mai bereits besichtigten sie die „Vossloh Locomotives GmbH“, die an der Baerler Straße nahe der „Glück-Auf-Schranke“ liegt und dort Diesellokomotiven repariert. „Werksleitung als auch der Betriebsrat befürworten eine Reaktivierung dieser Strecke“, berichtete anschließend Yetim. „Vossloh würde auch Fläche für die Reaktivierung bereitstellen“, ergänzt er.
Um Personen zum Umsteigen auf die Bahn zu motivieren, müsste allerdings über das Vossloh-Werksgelände eine Brücke gebaut werden, damit Züge aus Neukirchen-Vluyn über Moers direkt nach Duisburg Hbf weiterfahren können. Würde das nicht passieren, müssten Züge erst in den einstigen Kreisbahnhof Moers einfahren, dort halten, eine kurze Fahrt Richtung Rheinberg aufnehmen, in Meerbeck halten und dann Richtung Moerser Bahnhof starten. Dieser doppelte Richtungswechsel würde inklusive vorgeschriebener Sicherheitspausen 10 Minuten Zeit in Anspruch nehmen und so einen Umstieg auf die Bahn ehr wieder unattraktiv machen. Eine solche „Wende“ findet aktuell bei dem RB 31 statt, der ab Moers weiter nach Kamp-Lintfort fährt.
Potential für die Reaktivierung sei da. Der Sozialdemokrat Ralf Köpke rechnet vor: „In Moers gibt es 57.000 Ein- und Auspendler, in Neukirchen-Vluyn 16.000. Die Niederrheinbahn ist für sie ein Angebot, auf die Schiene umzusteigen. Das würde die Autobahn A 40 als auch die A 42 sehr entlasten. Niemand steht dort gerne im Stau.“
Nach dem Besuch bei Vossloh schauten sich die drei SPD-Kandidaten den möglichen ersten Haltepunkt an, der nahe dem Bahnübergang an der Einmündung der Repelener Straße in die Mühlenstraße liegen könnte. Dieser erste Haltepunkt könnte den Namen „Moers-Bildungscampus“ erhalten, weil unweit gerade der Neubau für Berufskollegcampus des Kreises entsteht. Die weiteren Haltepunkte wären „Hülsdonk“, „Neukirchen“, „Niederbergquartier“ und schlussendlich „Vluyn“.
Nun sei es Zeit, „alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen und Gespräche aufzunehmen, die Bürgermeister von Moers und Neukirchen-Vluyn, der Kreis, die NIAG als möglicher Betreiber sowie der
Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR)“, sagt Lothar Ebbers Pressesprecher von Pro-Bahn-NRW. „Die Bedingungen für eine Reaktivierung waren noch nie so gut wie jetzt.“ ergänzt er.
Der VRR habe im April 2020 beschlossen, sich mit 50% an den Kosten für Gutachten nach der standardisierten Bewertung zu beteiligen, das für eine Reaktivierung vorzulegen ist. Bis Ende 2021 könne eine solches Gutachten für die „Niederrheinbahn“ erarbeitet sein, so Ebbers. Der VRR und das Land würden jetzt 95 Prozent der Investitionskosten tragen, der VRR den laufenden Bahnbetrieb bezuschussen.
Eine stillgelegte Bahnlinie, die noch für den Eisenbahnverkehr gewidmet sei, sei leichter in Betrieb zu nehmen, als eine Bahnlinie, die entwidmet sei, betonte der Pro-Bahn-Sprecher. Trotzdem würde eine Reaktivierung viele Jahre dauern. Dies sieht man auch bei Kamp-Lintfort. Denn zum 11. Oktober endet der Pendelverkehr zwischen Duisburg – Moers – Kamp-Kintfort (Süd) dem erst 2026 ein täglicher Regelverkehr als Niederrheinbahn RE 44 folgen soll.
Foto: Erwin Pottgiesser (Symbolbild)