Die Eurobahn, ein bedeutendes Eisenbahnverkehrsunternehmen in Nordrhein-Westfalen, steht vor erheblichen Herausforderungen. Personalmangel und finanzielle Schwierigkeiten gefährden den Betrieb auf wichtigen Strecken. Um eine drohende Insolvenz abzuwenden und den Nahverkehr in der Region zu sichern, plant der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) eine zeitlich begrenzte Übernahme der Eurobahn.
Hintergrund der Krise
Die Eurobahn betreibt etwa 30 % der Regionalzugfahrten in Westfalen-Lippe und ist somit ein zentraler Akteur im öffentlichen Personennahverkehr. In den vergangenen Monaten kam es jedoch vermehrt zu Zugausfällen und Fahrplanreduzierungen, insbesondere aufgrund eines akuten Mangels an Triebfahrzeugführern. Diese Personalengpässe führten zu einem ausgedünnten Fahrplan, wodurch zahlreiche Verbindungen, vor allem in Ostwestfalen-Lippe und dem Münsterland, eingestellt wurden.
Betroffen sind insbesondere die Linien im Münsterland, darunter:
- RB 50 (Münster – Dortmund)
- RB 61 (Hengelo – Rheine – Bielefeld)
- RB 65 (Münster – Rheine)
- RB 66 (Münster – Osnabrück)
- RB 67 (Münster – Warendorf – Bielefeld)
- RB 69 (Münster – Bielefeld)
- RB 89 (Münster – Hamm – Paderborn)
Die finanzielle Lage des Unternehmens verschärfte sich durch steigende Energiekosten und die Unfähigkeit, den vertraglich vereinbarten Leistungsumfang zu erbringen. Dies führte zu ausbleibenden Zahlungen des NWL und zusätzlichen Strafzahlungen. Die wirtschaftliche Abwärtsspirale droht, den Betrieb der Eurobahn vollständig zum Erliegen zu bringen.
Der Plan des NWL
Um den drohenden Stillstand des Zugverkehrs zu verhindern, plant der NWL, die Eurobahn für einen symbolischen Euro zu übernehmen. Dieses Vorgehen ermöglicht es, bestehende Verträge anzupassen und die finanzielle Basis des Unternehmens zu stabilisieren. Ziel ist es, den Betrieb bis zum Auslaufen des letzten Verkehrsvertrages im Jahr 2032 zu sichern und die Eurobahn anschließend wieder an einen privaten Investor zu veräußern.
Joachim Künzel, Geschäftsführer des NWL, betont: „Mit einer zeitlich begrenzten Übernahme der Eurobahn durch den NWL können wir unseren Fahrgästen weiterhin verlässliche Verkehrsleistungen anbieten und geben gleichzeitig den Mitarbeitenden eine langfristige, sichere Perspektive.“
Kritik und Risiken
Trotz der positiven Absichten gibt es auch erhebliche Kritik. Die Finanzierung des Nahverkehrs erfolgt über Pauschalen von Bund und Land, doch es besteht das Risiko, dass bei steigenden Kosten Kreise und Städte zusätzliche Zuschüsse leisten müssen. Kritische Stimmen warnen vor unkalkulierbaren finanziellen Belastungen für die Kommunen. Um diese Risiken abzufedern, fordern Kritiker eine Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Ausblick
Die Entscheidung über die geplante Übernahme steht noch aus. In den kommenden Wochen werden die zuständigen Gremien der Kreise, kreisfreien Städte und Zweckverbände über den Vorschlag beraten. Eine endgültige Entscheidung des NWL wird für den 30. Januar 2025 erwartet.
Sollte die Übernahme gelingen, könnte dies ein Modell für ähnliche Fälle in anderen Regionen darstellen. Die Sicherstellung des Nahverkehrs hat für die Mobilität der Bevölkerung und die regionale Wirtschaft eine herausragende Bedeutung. Daher wird die Entwicklung in Westfalen-Lippe mit großem Interesse verfolgt.
Fazit
Die geplante Übernahme der Eurobahn durch den NWL ist ein bemerkenswerter Schritt zur Sicherung des Nahverkehrs in Nordrhein-Westfalen. Sie zeigt die Bereitschaft öffentlicher Institutionen, in Krisenzeiten Verantwortung zu übernehmen und innovative Lösungen zu finden. Gleichzeitig verdeutlicht sie die Herausforderungen, vor denen der öffentliche Verkehr in Zeiten von Fachkräftemangel und steigenden Kosten steht.