Viele Jahre wird über die “Verkehrswende” schon gesprochen. Nun aber haben sich die Deutsche Bahn und die Landesregierung in NRW entschieden, den Zugverkehr zuverlässiger machen zu wollen. 131 Millionen Euro werden dafür ins Streckennetz investiert. Doch bis zur Umsetzung können noch Jahre vergehen.
"Robustes Netz II" kostet circa 131 Millionen Euro
Mit den Millionen sollen unter anderem zusätzliche Weichen und Signale finanziert werden, um Züge bei Baumaßnahmen oder Störungen besser auf andere Gleise umleiten zu können und so zuverlässigere Zugverbindungen zu ermöglichen, wie NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) am vergangenen Freitag in Düsseldorf ankündigte.
Das mit der Bahn gemeinsam vereinbarte Maßnahmenpaket “Robustes Netz II” sieht insgesamt Infrastrukturinvestitionen von ca. 131 Millionen Euro vor. Der größte Teil der Summe (125 Millionen Euro) stammt vom Land NRW. Den Rest zahlt die Deutsche Bahn als Eigenleistung dazu.
Allein in diesem Jahr investiert die Bahn in NRW laut eigenen Angaben rund 1,9 Milliarden Euro in den Ausbau der Infrastruktur – mit steigender Tendenz. Doch die wiederkehrenden Baumaßnahmen sorgen immer wieder für Verspätungen und Zugausfälle.
Vielbefahrene Strecken sollen profitieren
Die zusätzlichen Investitionen sind vor allem auf den vielbefahrenen Strecken zwischen Köln und Dortmund – der Stammstrecke für den künftigen Rhein-Ruhr-Express (RRX) – und rund um den Knoten Köln geplant. Außerdem werden zum Teil stillgelegte Gleise wieder reaktiviert, etwa im Hauptbahnhof Oberhausen. Aber auch in Richtung Frankfurt und Berlin sollen die Möglichkeiten verbessert werden, den Zugverkehr bei Bauarbeiten oder Störungen auf andere Gleise umzuleiten.
Insgesamt sind elf Bauprojekte in Rahmen des Investitionspakets geplant. Allerdings wird auch die Umsetzung des Maßnahmenpakets “Robustes Netz II” Jahre dauern. Bereits 2019 hatten das Land und die DB ein Investitionspaket “Robustes Netz I” mit einem Volumen von rund 180 Millionen Euro vereinbart, dass immer noch weiterhin fleißig abgearbeitet wird. So könnten einige der geplanten Projekte erst in acht bzw. elf Jahren fertig sein. “Ich gehe aber davon aus, dass Bahnfahrer die konkreten Verbesserungen schon in wenigen Jahren spüren werden”, zeigte sich Bahn-Vorstand Ronald Pofalla am Freitag in Düsseldorf überzeugt.
Verkehrsverbund begrüßt Investitionen
Die Verkehrsverbünde in NRW begrüßten das Maßnahmenpaket. “Für einen stabileren Zugverkehr in der Zukunft sind diese Investitionen unumgänglich. Wir sind gerade rund um Köln auf den zentralen Pendlerstrecken schon jetzt an der Belastungsgrenze”, sagte Heiko Sedlaczek, Geschäftsführer des Zwecksverbands Nahverkehr Rheinland (NVR).
Maßnahmen im Überblick
Bereits im vergangenen Jahr wurde die ÖPNV-Offensive durch Projekte ergänzt. Dieses und in den kommenden Jahren folgen weitere:
Einführung eines landesweiten elektronischen Tarifs – eTarif NRW:
Die Digitalisierung bietet die einmalige Chance, den ÖPNV zu einer noch stärker nutzerorientierten Dienstleistung im Hinblick auf die Tarife und Tickets sowie den Vertrieb weiterzuentwickeln. Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt daher die Einführung eines eTarif NRW durch die zuständigen Verkehrsverbünde und Tarifgemeinschaften mit insgesamt 100 Millionen Euro bis 2031. Der eTarif NRW wird eine flexiblere und komfortablere Nutzung des ÖPNV ermöglichen und den Zugang zum ÖPNV vereinfachen.- Kofinanzierung von GVFG-Mitteln:
Das Land NRW stellt bis 2031 mindestens 600 Millionen Euro Kofinanzierungsmittel für Projekte des GVFG-Bundesprogramms zur Verfügung. Damit können mindestens zwei Milliarden Euro Bundesmittel für den Aus- und Neubau von Straßenbahnen, U-Bahnen und S-Bahnen, für Elektrifizierung und Reaktivierungen für Nordrhein-Westfalen eingeworben werden. - Modernisierung von Bahnhöfen:
Rund 50 Millionen Euro wollen Land NRW, Bund und DB gemeinsam in die Modernisierung von 14 Bahnhöfen investieren. Einbezogen sind die Stationen Drensteinfurt, Brake (bei Bielefeld), Reckenfeld, Rheinhausen Ost, Xanten, Rheine-Mesum, Dülmen, Dormagen Chempark, Essen-Borbeck, Lennestadt-Grevenbrück, Düsseldorf Eller Mitte, Wuppertal-Steinbeck, Salzkotten und Buldern. - Planungsförderung:
Mit einer neuen Förderrichtlinie sollen die Planungen von Kommunen und Eisenbahninfrastrukturbetreibern gefördert werden. Ziel ist es, einen Planungsvorrat für Schienenprojekte zu schaffen, um künftig mehr Bundesmittel für den Ausbau der Schieneninfrastruktur in Nordrhein-Westfalen einwerben zu können. Hierfür stehen 22,5 Millionen Euro in den kommenden zwei Jahren zur Verfügung.
Viele Projekte der ÖPNV-Offensive sind 2020 bereits angelaufen oder vorbereitet worden. 2021 kommen weitere Projekte hinzu oder gelangen in die Umsetzungsphase. Enthalten sind Maßnahmen für ein besseres ÖPNV-Angebot sowohl in den Ballungszentren als auch in den ländlichen und suburbanen Gebieten Nordrhein-Westfalens.
Foto: WDR/Peter Hild