Der andauernde hohe Krankenstand bei der DB Regio NRW führte auch dieses Wochenende zu einer Vielzahl von Zugausfällen. Für den Aufgabenträger VRR (Verkehrsverbund Rhein-Ruhr) ist die Art und weise nicht akzeptabel. Auch der Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert das DB-Unternehmen.
Die Webseite des Landes NRW für Zugausfälle und Störungen (hier zu finden) hatte dieses Wochenende mehrere Einträge zu S-Bahn-Linien, die von der DB Regio NRW betrieben wurden. Grund sei die “derzeit angespannten Personallage bedingt durch einen hohen Krankenstand” sein. Betroffen sind davon folgende S-Bahnen:
- S 8: Hagen – Wuppertal – Düsseldorf – Neuss – Mönchengladbach
- S 11: Bergisch-Gladbach – Köln – Neuss – Düsseldorf – Düsseldorf Flughafen Terminal
- S 12: Au (Sieg) – Hennef – Troisdorf – Köln/Bonn Flughafen – Köln – Horrem
- S 19: Au (Sieg) – Hennef – Troisdorf – Köln/Bonn Flughafen – Köln – Horrem – Düren
Die Züge fallen bereits seit dem 19.07. aus und sollen auch erst wieder ab Montag früh 3 Uhr (25.07. – 03:00 Uhr) wieder fahren (Link zur Störmeldung bei zuginfo.NRW).
Neben S-Bahnen fallen auch Regionalzüge aus
Aber auch auf einzelnen Regionalbahnen fallen personalbedingt die Züge (teilweise) aus. So fällt die RB 32 (Dortmund–Duisburg) unter der Woche vollständig aus und am Wochenende fährt die Bahn nur alle zwei Stunden (Link zur Störmeldung bei zuginfo.NRW). Die RB 32 soll bis voraussichtlich dem 07.08.2022 in diesem “Notbetrieb” fahren.
Ebenso fährt die von Abellio im Frühjahr übernommene Linie RE 49 (Wesel – Oberhausen – Essen – Wuppertal) ebenfalls bis zum 05.08.2022 nicht (Link zur Störmeldung bei zuginfo.NRW). Die Deutsche Bahn, zu der die Tochter DB Regio NRW gehört, empfiehlt hier mit dem RE 5 (RRX) auf dem Streckenabschnitt Wesel – Oberhausen zu nutzen. Zwischen Oberhausen Hbf und Essen Hbf besteht Fahrmöglichkeit mit den Zügen der Linie S 3. Zwischen Essen Hbf und Wuppertal Hbf kann die Linie S 9 genutzt werden.
Auch Rheinland (NVR) betroffen
Aber nicht nur im VRR fallen Züge aus, sondern auch das Rheinland bleibt vom Personalmangel nicht verschont. So sind bereits die oben genannten S-Bahn-Linien als Ausfall gekennzeichnet. Zudem gesellt sich sich die S 6 zwischen Köln-Dellbrück und Köln-Worringen bis voraussichtlich 05.08.2022 dazu. Ein Ersatzverkehr wurde hier nicht eingerichtet, da die parallelfahrende S 11 genutzt werden kann auf diesem Abschnitt (Link zur Störmeldung bei zuginfo.NRW).
Eurobahn: "Fahren bis nichts mehr geht"
DB Regio hat schon länger mit hohen Krankenständen zu kämpfen, zuletzt aber auch auf eine “Joboffensive” hingewiesen: In diesem Jahr wolle man in Deutschland rund 24.000 neue Mitarbeiter rekrutieren. Einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) von Anfang Juli zur Folge, hat aber nicht nur die Deutschen Bahn mit einem erhöhten Krankenstand zu kämpfen.
Bei der NordWestBahn fällt die RB 36 (Oberhausen – Duisburg-Ruhrort) vollständig bis zum Monatsende aus (Link zur Störmeldung bei zuginfo.NRW). Die NWB hat einen Bus-Ersatzverkehr auf der Strecke des Ruhrorters eingerichtet.
Bei der Eurobahn fährt man nach Anfrage der Redaktion “am Limit”, man wolle aber “solange alles fahren, bis es wirklich nicht mehr möglich ist, den Betrieb vollständig zu betreiben”. Sollte es zu Personalausfällen kommen, stehe man “eng im Austausch mit den Aufgabenträgern” um mögliche Abwägungen der Ausfälle zu klären. Wir haben auch “National Express” zur aktuell angespannten Situation angefragt, aber bis Redaktionsschluss keine Antwort erhalten.
Interne VRR-Analyse: 9-Euro-Ticket führte zu Chaos
Das nächste lange Wochenende mit dem 9-Euro-Ticket steht vor der Tür. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr hat bereits nach dem Pfingstwochenende eine kurze Zwischenbilanz gezogen und spricht im internen Schreiben vom “Chaos”. In der eigenen Pressemitteilung findet man da jedoch nichts von.
VRR verärgert über fehlende Kommunikation und Abstimmung
Bei den Totalausfällen bei der DB Regio NRW ist der Aufgabenträger VRR besorgt. “Wir erhoffen als Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr, dass die DB Regio hierzu vorab den Dialog mit uns sucht und nicht im Alleingang entscheidet welche Züge ausfallen werden und im Alleingang dieses kommuniziert” berichtet der VRR in einem Presseartikel. Dem VRR sei viel daran gelegen, zumindest ein Teilangebot anzubieten, und den Betrieb nicht vollständig einzustellen. Dort wo Ausfälle nicht zu verhindern sind, ist ein adäquates Angebot mit Schienenersatzverkehr einzurichten. Der VRR kritisiert die inakzeptable Entwicklung und hätte sich eine frühzeitigere Information auch der Fahrgäste gewünscht. Der VRR möchte auch direkt am Montag den Dialog mit der DB Regio suchen. Der Aufgabenträger möchte damit die berechtigten Interessen der Fahrgäste – insbesondere durch das aktuelle Angebot des 9-Euro-Tickets – entsprechen und ihrer Aufgabe der Daseinsvorsorge nachkommen.
Der Kölner Stadtanzeiger berichtete, dass es bereits am vergangenen Freitag zu Chaos auf den Bahnsteigen, zu vollen Zügen und genervte Fahrgäste gekommen sei. Die fehlenden S-Bahnen sorgten bereits gegen 5.30 Uhr dafür, dass die verbliebenen Regionalzüge an ihre Kapazitätsgrenzen gerieten. Der RE 9 war beim Halt in Kerpen-Horrem bereits so voll, dass Fahrgäste im Wartebereich vor den Türen auf dem Boden sitzen mussten.
PRO BAHN NRW: Inakzeptables Verhalten von DB Regio - Konsequenzen gefordert
Auch der Fahrgastverband PRO BAHN NRW kritisiert diese mangelhafte Kommunikation des Bahnunternehmens DB Regio NRW. “Nachdem schon die S 6 im Raum Köln bis zum Ferienende gestrichen worden war, fallen seit Dienstag der RE 49 (Wuppertal – Essen – Wesel) und die RB 32 (Dortmund – Gelsenkirchen – Oberhausen) ebenfalls bis zum 07.08. aus. Am Mittwoch wurden dann die S-Bahn-Linien 9 (Hagen – Wuppertal – Recklinghausen/Haltern), 11 (Bergisch Gladbach – Köln – Neuss – Düsseldorf Flughafen) und 12 (Au (Sieg) – Köln – Horrem) ab dem frühen Nachmittag bis zum Betriebsende eingestellt, wodurch u. a. keine Züge mehr zwischen Wuppertal und Essen verkehrten. Das ist inakzeptabel”, schrieb der Verband auf ihrer Webseite. Der Verband kritisiert zudem, dass DB Regio NRW immer wieder ganze Strecken lahm legen würde, anstatt zumindest wie andere Unternehmen, einen Notfahrplan anzubieten.
PRO BAHN stellt zudem fest, dass außer bei den wetterbedingten Streckensperrungen in den letzten Jahren niemals so katastrophal schlechte Leistungen im SPNV den Fahrgästen geboten wurden. Neukunden, die durch das 9-Euro-Ticket angelockt wurden, werden so nachhaltig abgeschreckt, auch langjährige Bestandskunden der Bahn werden so nachträglich zurück zum Auto vertrieben. Wenn der Fahrgast beim Start morgens nicht mehr absehen kann, ob und auf welchem Wege er abends wieder nach Hause kommt, wird er sich definitiv gegen die Nutzung des Zugs entscheiden. PRO BAHN fordert die Aufgabenträger VRR, NWL und NVR auf, die Deutsche Bahn-Tochter notfalls auch mit juristischen Mitteln zu einer Mindestbedienung zu zwingen. Außerdem sollte bei der anstehenden Neuvergabe der entsprechenden Verkehrsleistungen die Erfahrungen mit dem Betreiber DB Regio berücksichtigt werden.