Der Abellio-Insolvenzverwalter hat beschlossen, gegen eine Reihe von Personen und Unternehmen vorzugehen, die im Zusammenhang mit der Insolvenz des deutschen Tochterunternehmens von Abellio stehen. Darunter sind auch die Verkehrsverbünde in NRW. Das Bahnunternehmen – eine Tochter der niederländischen Staatsbahn – hatte in NRW etwa jeden sechsten Zugkilometer abgedeckt und dabei tiefrote Zahlen geschrieben.
Abellio ist ein international tätiger Verkehrsdienstleister, der hauptsächlich im öffentlichen Personenverkehr tätig ist. Das Unternehmen betreibt Bahn- und Busdienste in mehreren Ländern Europas und hat in Deutschland zahlreiche Tochtergesellschaften. Eine dieser Gesellschaften, Abellio Deutschland GmbH, ist im Januar 2021 insolvent geworden.
Der Insolvenzverwalter hat nun beschlossen, gegen eine Reihe von Personen und Unternehmen vorzugehen, die im Zusammenhang mit der Insolvenz stehen. Es wird behauptet, dass diese Personen und Unternehmen für die Insolvenz verantwortlich sind und dementsprechend haftbar gemacht werden müssen. Unter den Personen, die sich im Visier des Insolvenzverwalters befinden, befinden sich auch ehemalige Führungskräfte von Abellio Deutschland. Es wird behauptet, dass diese Führungskräfte fahrlässig gehandelt und wichtige Entscheidungen getroffen haben, die zur Insolvenz beigetragen haben.
Der Insolvenzverwalter hat auch beschlossen, gegen einige Kunden von Abellio Deutschland vorzugehen, die ihre Zahlungen nicht rechtzeitig geleistet haben. Es wird behauptet, dass diese Zahlungsverzögerungen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Insolvenz von Abellio Deutschland gespielt haben.
30. Juni 2021
Abellio: Schutzschirmverfahren beantragt – Betrieb geht weiter
Der unter Kostendruck stehende Bahnbetreiber Abellio in Deutschland hat ein Schutzschirmverfahren beantragt. Auch in Nordrhein-Westfalen befährt Abellio wichtige Strecken. Der Bahnbetrieb geht aber dennoch weiter.
In der rund 2.000 Seitenlange Klageschrift des Insolvenzverwalters wird auch eine Millionensumme von den Verkehrsverbünden NRW gefordert. Unter anderem soll der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und die Zweckverbände Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), der Nahverkehr Rheinland (NVR – seit 2023 “Zweckverband go.Rheinland”) bei ihren Verkehrsverträgen mit Abellio notwendige Preiserhöhungen verhindert und damit die Insolvenz verursacht haben, geht aus der Klageschrift der Kanzlei Gleiss Lutz hervor. “Wir sehen uns in unserer Rechtsauffassung bestätigt, dass Ansprüche zur Anpassung der Verkehrsverträge bestehen. Es ist nun die Aufgabe des Insolvenzverwalters, diese durchzusetzen”, sagt Thilo Scholl, Leiter Recht der Abellio-Gruppe in Deutschland.
Nachdem Verhandlungen zwischen Abellio und den Verkehrsverbünden als Auftraggeber zu höheren Vergütungen ohne Einigung geblieben waren, hatten die NRW-Verkehrsverbünde die langfristigen Verträge mit Abellio gekündigt. Die Abellio-Linien in NRW wurden mit befristeten Notvergaben ab dem 1. Februar 2022 an andere Unternehmen vergeben.
Der Insolvenzverwalter Rainer Eckert argumentiert laut Gerichtssprecher, dass die Verkehrsverbünde Rhein-Ruhr, Nahverkehr Westfalen-Lippe und Nahverkehr Rheinland in ihren Verträgen nötige Preiserhöhungen verhindert und so die Insolvenz verschuldet hätten. Er fordert 53,8 Millionen Euro Vergütungsansprüche sowie Schadenersatz für alle Schäden durch die Insolvenz in insgesamt dreistelliger Millionenhöhe.
Die NRW-Verkehrsverbünde machten das Abellio-Management in NRW für die Pleite verantwortlich: “Es war und bleibt offensichtlich, dass diese Insolvenz überwiegend auf die teilweise gravierenden Fehlentscheidungen der damaligen Geschäftsführung zurückzuführen ist”, erklärten sie am Freitag. Die Forderungen des Insolvenzverwalters entbehrten jeglicher Grundlage.