Mehr Verkehr auf der Schiene für das Münsterland

Der Schienenpersonennahverkehr in und um Münster wird in den nächsten Jahren schrittweise zu einem leistungsfähigen S-Bahn-Netz ausgebaut. Die künftige „S-Bahn Münsterland“ soll Straßen und Innenstädte entlasten, das Umland besser an die Stadt Münster anbinden und die CO2-Emissionen im Verkehr deutlich verringern. Das Projekt ist Teil des Infrastrukturprojekts „Zielnetz 2040“, mit dem das Land Nordrhein-Westfalen die Verbesserung und den Ausbau des SPNV vorantreibt. 

Im Münsterland wird der Kurs für die Verkehrswende gesetzt. Das erklärte Ziel ist ein vernetztes Mobilitätsangebot, das eine effiziente Verkehrsinfrastruktur mit einer hohen Lebensqualität für die Einwohnerinnen und Einwohner der Region kombiniert. Insbesondere sollen die CO2-Emissionen des Verkehrs erheblich reduziert werden, indem zukünftig zwei von drei Wegen im Münsterland emissionsfrei zurückgelegt werden sollen. Ein wichtiger Bestandteil dieser Strategie ist der Ausbau der S-Bahn Münsterland, die bis Ende 2040 vollständig lokal emissionsfrei und mit Ökostrom betrieben werden soll. Darüber hat am vergangenen Dienstag der projektverantwortliche Aufgabenträger Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) in Münster die Verbandsversammlung des Zweckverbands Mobilität Münsterland (ZVM) über den Stand der Planungen informiert. Gäste aus der Verwaltung und der Politik waren ebenfalls eingeladen.

Im Gegensatz zum allgemeinen Bevölkerungsrückgang in Nordrhein-Westfalen ist das Münsterland, insbesondere der urbane Raum Münster, eine Wachstumsregion. Die Stadt Münster verzeichnet für das Jahr 2040 ein prognostiziertes Bevölkerungswachstum von +2,4 Prozent, was deutlich über dem NRW-Durchschnitt (-0,8 Prozent) liegt. Auch die umliegenden Kommunen entlang der Linien der S-Bahn Münsterland weisen überdurchschnittliche Wachstumsraten auf, wie zum Beispiel Gronau (+10 Prozent), Havixbeck (+7,8 Prozent) und Ostbevern (+5,1 Prozent). Das vorhandene Verkehrsnetz, insbesondere der Straßenverkehr, ist entsprechend belastet. Derzeit sind täglich rund 85.000 Reisende mit dem SPNV im Münsterland unterwegs. In der ersten Ausbaustufe der S-Bahn Münsterland bis Ende 2032 soll diese Zahl auf rund 100.000 Reisende gesteigert werden, in der zweiten Ausbaustufe bis Ende 2040 sogar auf rund 170.000. Dazu wird das SPNV-Angebot in den kommenden Jahren deutlich verbessert: Eine engere Taktung, neue Haltepunkte und Verbindungen sollen das Umland besser an die Stadt Münster anbinden, Reisezeiten verkürzen und ein attraktives und leistungsfähiges Nahverkehrsangebot schaffen, um das Ziel eines vernetzten Mobilitätsangebots mit einer hohen Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner in der Region zu erreichen. Zudem soll die S-Bahn Münsterland bis Ende 2040 vollständig lokal emissionsfrei und mit Ökostrom betrieben werden.

So könnte die S-Bahn Münsterland 2040 aussehen.
Es braucht gute, überzeugende Angebote, um den Umstieg vom Auto in die Bahn einfacher zu machen.
Ina Brandes (CDU), Verkehrsministerin NRW

Der NWL arbeitet nicht allein am Vorantreiben der Verkehrswende im Münsterland. Das ambitionierte Projekt ist Teil eines umfangreichen Infrastrukturprojekts in ganz NRW, das die Landesregierung im Rahmen ihrer ÖPNV Infrastrukturinitiative 2019 ins Leben gerufen hat. Im Rahmen des „Zielnetz 2032“ sollen landesweit 13 SPNV-Streckenabschnitte mit einer Gesamtlänge von 212 Kilometern neu eröffnet werden und 28 neue Stationen angefahren werden. Außerdem ist geplant, bis 2040 in NRW bis zu 22 weitere Strecken wieder in Betrieb zu nehmen und insgesamt 22 neue Haltepunkte anzufahren.

Zusätzlich soll der Nahverkehr in NRW künftig in den „Deutschlandtakt“ integriert werden. Dabei handelt es sich um einen integrierten Taktfahrplan, bei dem die wichtigsten Fernzüge deutschlandweit im Halbstundentakt und die Züge an Knotenpunkten jeweils zur vollen Viertelstunde verkehren sollen. Dies hat einen spürbar positiven Effekt für Reisende und Pendler: Der Deutschlandtakt ermöglicht eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen im Nah- und Fernverkehr.

Das NRW-Verkehrsministerium hat gemeinsam mit den Zweckverbänden als SPNV-Aufgabenträger, der DB Netz und der DB Station & Service AG die Zielnetzkonzeption 2032 und 2040 erarbeitet. Durch die Bündelung der Maßnahmen in einem umfassenden Gesamtkonzept soll das vernetzte Schienensystem insgesamt auf eine neue Stufe gehoben werden und keine Einzellösungen entstehen. Die Verkehrsplaner des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe haben das Konzept für die „S-Bahn Münsterland“ federführend entwickelt. Der NWL ist einer der kommunaler Zweckverbände in NRW, der im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen für den SPNV zuständig ist. Der NWL wurde vom Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan (KCITF) des Landes NRW unterstützt. Projektpartner sind zudem die Stadt Münster und die vier Münsterlandkreise Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf.
Auch im Ostwestfalen-Lippe-Netz (OWL) steht eine Änderung an. Bereits seit einigen Jahren plant man dort ebenfalls die Implementierung einer S-Bahn. 

Auch im OWL wird über ein S-Bahn-Netz nachgedacht.
Der Hauptbahnhof in Münster steht beim S-Bahn-Konzept im Mittelpunkt.

Die S-Bahn Münsterland wird ein neues Nahverkehrsnetz in und um die Stadt Münster bilden. Dabei ist der Hauptbahnhof der wichtigste Knotenpunkt, der bereits für die künftigen Anforderungen ausgebaut wird. Weitere wichtige Knotenpunkte sind die Bahnhöfe Münster Zentrum Nord und Münster-Hiltrup, an denen Umsteigemöglichkeiten zum Busverkehr sowie Anbindung an Radstationen und Verleihsysteme bestehen. Die S-Bahnen werden auf der innerstädtischen Stammstrecke zwischen Münster Zentrum Nord und Münster-Hiltrup im 15-Minuten-Takt fahren, bevor sich die Linien in verschiedene Richtungen verzweigen.

Das S-Bahn-Netz umfasst insgesamt neun Linien, die Münster und das Umland miteinander verbinden. Viele dieser Linien gibt es bereits heute als Regionalbahn- und Regionalexpresslinien. Mit der S-Bahn wird das Nahverkehrsangebot jedoch durch einen engeren Takt und mehr Haltepunkte attraktiver. Für Strecken ohne Oberleitung werden moderne batteriebetriebene S-Bahnen eingesetzt und Dieselzüge werden zum Auslaufmodell. Außerdem wird die Westfälische Landes-Eisenbahn (WLE) zwischen Münster und Sendenhorst für den Personenverkehr reaktiviert und als weitere „neue“ Linie genutzt.
08. März 2023

WLE-Reaktivierung: Start verzögert sich um ein Jahr

Die geplante Reaktivierung der WLE-Eisenbahnstrecke zwischen Münster und Sendenhorst hat einen Rückschlag erlitten, was für diejenigen, die das Projekt nicht befürworten, erfreulich sein dürfte. Nun ist der geplante Start um ein Jahr nach hinten verschoben worden.

Die „S-Bahn Vorstufe“ umfasst eine Reihe von Maßnahmen, die bereits vor dem vollständigen Ausbau des S-Bahn-Systems umgesetzt werden, um Verbesserungen im Nahverkehr zu erzielen. Dazu gehört unter anderem die Einführung eines 30-Minuten-Takts auf verschiedenen Strecken sowie die Inbetriebnahme der ersten sechs von insgesamt neun S-Bahn-Linien. Mit der Vorstufe wird das Angebot im Nahverkehr bis Dezember 2032 stufenweise erweitert, um etwa 15.000 zusätzliche Reisende pro Tag zu erreichen. Ab Ende 2040 startet dann das vollständige System „S-Bahn Münsterland“ mit der ersten Ausbaustufe. Dabei werden schrittweise weitere Strecken ausgebaut und verlängert, die Takte verdichtet und zusätzliche Haltepunkte in Betrieb genommen. Es wird eine Grundbedienung aller Stationen gewährleistet und neue Fahrzeuge werden eingesetzt. Die S-Bahn Münsterland ist außerdem gut auf das übrige Bahnangebot abgestimmt, einschließlich stündlicher, schneller Regionalexpress-Linien, die eine umsteigefreie Verbindung innerhalb von NRW sowie in und aus Richtung Niedersachsen und den Niederlanden schaffen.

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Präsentation zum aktuellen Status und Ausblick des Projekts S-Bahn Münsterland
 

Präsentation zum aktuellen Status und Ausblick des Projekts S-Bahn OWL