Eine repräsentative Studie des Mobilitätsbarometers 2024 hat ernüchternde Ergebnisse zur aktuellen Verkehrssituation in Deutschland geliefert. Die Mehrheit der Menschen sieht keine Verbesserung in der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) und bemängelt unzureichende Fortschritte bei der Sicherheit von Rad- und Fußwegen. Die Verbände Allianz pro Schiene, BUND und Deutscher Verkehrssicherheitsrat fordern deshalb einen grundlegenden Wandel in der Verkehrspolitik.
ÖPNV-Angebot: Seltene Busverbindungen sorgen für Unmut
Die Studie zeigt, dass 80 Prozent der Befragten keine positive Veränderung bei ihrer Anbindung an Bus und Bahn wahrnehmen. 34 Prozent kritisieren, dass die Abfahrten an Haltestellen zu selten stattfinden, obwohl die Entfernung zu den Haltestellen für 89 Prozent kein Problem darstellt. Besonders ländliche Regionen wie Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Brandenburg schneiden schlecht ab, während die Stadtstaaten sowie Hessen, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern vergleichsweise besser abschneiden.
Die Ergebnisse der Befragung verdeutlichen: Menschen wünschen sich nicht nur bessere Erreichbarkeit, sondern vor allem dichtere Takte. Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, betont: „Das Deutschlandticket kann nur dann langfristig erfolgreich sein, wenn die Politik endlich eine nachhaltige Finanzierung sicherstellt und gleichzeitig das Angebot deutlich ausbaut.“
Rad- und Fußverkehr: Unsicherheit bleibt ein Problem
Auch bei der Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger zeigt das Mobilitätsbarometer großen Nachholbedarf. Nur 44 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen ausreichend sichere Radwege zur Verfügung stehen. 27 Prozent empfinden sogar eine Verschlechterung der Sicherheit im Vergleich zu vor fünf Jahren. Besonders unzufrieden sind Radfahrende in Thüringen, Sachsen-Anhalt und dem Saarland.
Die gefühlte Sicherheit beim Fußverkehr ist ähnlich besorgniserregend. 85 Prozent der Befragten bemerken keine Verbesserung, während sich 23 Prozent sogar unsicherer fühlen. Manfred Wirsch, Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrats, fordert: „Die Vision Zero muss auch Fußgängern und Radfahrern sichere Wege garantieren. Hier braucht es dringend mehr Engagement.“
Regionaler Fokus und Nachholbedarf in ländlichen Regionen
Ein besonderer Schwerpunkt der Studie liegt auf den Herausforderungen in ländlichen Regionen. Während Großstädte von bereits gut ausgebauten Netzen profitieren, klaffen im Umland weiterhin große Lücken. Häufige Verbindungen und barrierefreie Zugänge fehlen vielerorts. Dies verschärft den Unterschied zwischen Stadt und Land und erschwert Pendlerinnen und Pendlern den Umstieg auf den ÖPNV.
Eine Angebots-Offensive könnte jedoch nicht nur das Mobilitätsangebot verbessern, sondern auch langfristig den Anteil nachhaltiger Verkehrsmittel steigern. Insbesondere im Hinblick auf die Verkehrswende sind hier innovative Ansätze gefragt.
Forderung nach einer Neuausrichtung der Verkehrspolitik
Die drei Verbände sehen die Politik in der Verantwortung, die Verkehrswende voranzutreiben. Tina Löffelsend vom BUND erklärt: „Die Menschen wollen bessere ÖPNV-Angebote, sichere Radwege und komfortable Möglichkeiten, zu Fuß unterwegs zu sein. Die neue Bundesregierung muss die Verkehrspolitik an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten und die Infrastruktur entsprechend anpassen.“
Damit die Verkehrswende gelingen kann, müssen jedoch langfristige Maßnahmen in Angriff genommen werden. Dazu gehört die finanzielle Sicherung des Deutschlandtickets ebenso wie der Ausbau des Umweltverbundes. Ohne diese Maßnahmen bleiben die Erwartungen vieler Menschen unerfüllt.
Fazit
Die Ergebnisse verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf: Ohne eine grundlegende Neuausrichtung der Verkehrspolitik wird es schwierig, die Erwartungen der Menschen an moderne und sichere Mobilität zu erfüllen.
Hintergrund der Studie
Für das Mobilitätsbarometer 2024 beauftragte Allianz pro Schiene das Meinungsforschungsinstitut Kantar mit einer repräsentativen Befragung. Im September und Oktober 2024 wurden mehr als 2.000 Personen ab 14 Jahren im gesamten Bundesgebiet telefonisch und online befragt. Bereits 2022 wurde die erste Ausgabe der Studie veröffentlicht, um ein Bild der Zufriedenheit mit der Verkehrsinfrastruktur zu zeichnen