National Express: Personalnot führt zu verlängertem Notfallfahrplan

Der Schienenverkehr in Nordrhein-Westfalen steht vor einer Zerreißprobe. Aufgrund gravierender Personalmängel sehen sich Verkehrsunternehmen wie National Express gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Der Notfallfahrplan, der ursprünglich nur bis Ende 2024 gelten sollte, wird um weitere sechs Monate verlängert und sorgt für Ärger bei den Pendlern.

Notstand bei Lokführern verschärft Lage

Die Herausforderungen für die Bahnbetreiber in NRW nehmen kein Ende. Der Lokführermangel ist so gravierend, dass National Express, Betreiber der RRX-Linien, den Notfallfahrplan auf den Linien RE 4 (Aachen Hbf – Dortmund Hbf) und RE 11 (Düsseldorf Hbf – Kassel-Wilhelmshöhe) bis mindestens Mitte Juni 2025 ausdehnt. Ursprünglich war geplant, den eingeschränkten Betrieb im Dezember 2024 wieder auf Normalbetrieb umzustellen.

Die Gründe für die Verlängerung sind vielfältig. Neben der anhaltenden Personalnot kommen Verzögerungen in der Ausbildung neuer Lokführer hinzu. Die Initiative Landesprogramm Fokus Bahn NRW, die Quereinsteiger in den Beruf des Lokführers bringen soll, kann kurzfristig keine Entlastung schaffen. Zwar locken attraktive Gehälter von bis zu 4.000 Euro inklusive Zulagen und die Aussicht auf eine langfristige Anstellung, doch der Ausbildungsprozess dauert.

Fahrplanausfälle und Alternativen für Reisende

Pendler auf den betroffenen Strecken müssen sich auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Der RE 4 fällt in den Nachtstunden komplett aus. Auf der Linie RE 11 wird der Abschnitt zwischen Düsseldorf Hbf und Hamm (Westf) Hbf bis auf wenige Ausnahmen nicht bedient. Lediglich der Streckenabschnitt Hamm (Westf) Hbf – Kassel-Wilhelmshöhe bleibt planmäßig in Betrieb.

National Express empfiehlt den Fahrgästen, alternative Verbindungen zu nutzen. Zwischen Düsseldorf und Hamm verkehren die Linien RE 1 (RRX) und RE 6 (RRX), während der RE 3 (eurobahn) eine Option für Reisende mit Stopps in Duisburg, Gelsenkirchen und Dortmund bietet. Trotz dieser Alternativen bleibt die Situation für viele Reisende unbefriedigend, da insbesondere zu Stoßzeiten volle Züge und längere Wartezeiten an der Tagesordnung sind.

Technische Probleme verschärfen die Situation

Neben dem Personalmangel sorgen technische Schwierigkeiten für zusätzliche Belastungen. Ein Softwareupdate des Herstellers Siemens führte zu masiven Einschränkungen bei der Nutzung der RRX-Zügen. Die Softwareprobleme bei den RRX-Linien haben in der Vergangenheit zu Einsätzen von verkürzten Zügen geführt. Die Folge: überfüllte Abteile und unzufriedene Fahrgäste. Diese Problematik wird durch den ausgedünnten Fahrplan weiter verschärft, da weniger Züge auf den stark frequentierten Strecken verkehren.

Maßnahmen und langfristige Lösungen

Angesichts der aktuellen Situation drängt sich die Frage auf, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um den Nahverkehr in NRW langfristig zu stabilisieren. Neben der Rekrutierung von Quereinsteigern setzt das Landesprogramm auf eine stärkere Digitalisierung und Automatisierung im Bahnbetrieb. Doch solche Lösungen erfordern Zeit und umfassende Investitionen.

Kurzfristig fordern Pendlerverbände und Gewerkschaften von den Bahnbetreibern, bestehendes Personal besser zu unterstützen und verstärkt auf flexiblere Arbeitszeitmodelle zu setzen. Auch die Verbesserung der Kommunikation bei Fahrplanänderungen wird als essenziell angesehen, um das Vertrauen der Fahrgäste nicht weiter zu verlieren.

Fazit: Pendler brauchen Geduld

Für die Bahnreisenden in NRW bleibt die Situation herausfordernd. Der verlängerte Notfallfahrplan und die damit verbundenen Einschränkungen machen deutlich, wie groß die strukturellen Probleme im Schienenverkehr derzeit sind. Bis nachhaltige Lösungen greifen, müssen Pendler weiterhin mit Engpässen und vollen Zügen zurechtkommen – Geduld bleibt das Gebot der Stunde.

Aktuelle Störungen und Baustellen gibt es auch auch unter nahverkehr-nrw.de/stoerungen-baustellen