Der Qualitätsbericht 2023 für den Schienenpersonennahverkehr NRW zeigt, dass die Zuverlässigkeit der Regionalzüge und S-Bahnen in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr einen neuen Tiefpunkt erreicht hat. Rund jeder siebte Zug fiel aus, und die Pünktlichkeit blieb ein erhebliches Problem: Etwa 22 Prozent der Züge kamen deutlich verspätet an.
Der Bericht wird jährlich vom Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan NRW (KC ITF NRW) veröffentlicht, das im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr tätig ist. Auf 52 Seiten bietet der Bericht eine detaillierte Analyse der Betriebs- und Infrastrukturqualität und gibt wichtige Handlungsempfehlungen für die Zukunft des Schienenverkehrs in NRW.
Pünktlichkeit und Zugausfälle
Die durchschnittliche Pünktlichkeit der Züge lag im Jahr 2023 bei 78,1 Prozent, eine leichte Verbesserung um 0,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Die RE-Linien erreichten eine Pünktlichkeitsquote von 72,0 Prozent, eine Steigerung um 1,0 Prozentpunkte im Vergleich zu 2022. Die RB-Linien kamen auf 81,3 Prozent (2022: 81,0%) und die S-Bahnen auf 79,3 Prozent (2022: 81,7%).
Ein besonders kritisches Thema sind die Zugausfälle, die mit 16,3 Millionen ausgefallenen Zugkilometern einen neuen Höchststand erreichten. Hauptursachen hierfür sind intensive Bautätigkeiten im Streckennetz sowie der Fachkräftemangel bei Eisenbahnverkehrsunternehmen und in den Stellwerken. Besonders ärgerlich sind kurzfristige Zugausfälle: Sechs Prozent aller Zugfahrten fielen kurzfristig aus, meist aufgrund von Personalmangel.
Maßnahmen und Herausforderungen
“Bei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit ist deutlich Luft nach oben”, betonte Joachim Künzel, Geschäftsführer des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL). Zwar gebe es gute Initiativen, um mehr Bewerber für die vielen unbesetzten Lokführerstellen zu finden oder die marode Infrastruktur zu sanieren, doch es werde “einen längeren Atem benötigen, bis flächendeckend und nachhaltig Qualitätssprünge eintreten werden.”
Dennoch zeigt das intensive Werben der Bahnunternehmen um Personal Erfolg: Alle Ausbildungsplätze können wieder mit qualifizierten Bewerbern besetzt werden, und auch Quereinsteiger werden zunehmend für den Job als Lokführer gewonnen. Zuletzt stellte die Landesregierung sechs Millionen Euro für Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel bei der Bahn bereit.
Bahnhofsqualität und Infrastruktur
Positiv hervorzuheben ist der Zustand und die Ausstattung der Bahnhöfe in NRW, deren Qualität insgesamt als zufriedenstellend bewertet wird. Insbesondere die Bekämpfung von Vandalismusschäden hat zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität an den Stationen beigetragen.
Zukünftige Entwicklungen
Nachhaltige Verbesserungen in der Pünktlichkeit werden erst erwartet, wenn umfangreiche Bauarbeiten am teils maroden Schienennetz in Nordrhein-Westfalen abgeschlossen sind. Bis dahin wird die hohe Zahl an Baustellen die Zuverlässigkeit der Züge eher negativ beeinflussen.
Der Bahnverkehr in NRW verbindet auf 101 Linien insgesamt 775 Bahnhöfe. Das größte Verkehrsunternehmen im Schienen-Regionalverkehr in NRW bleibt die Deutsche Bahn mit einem Marktanteil von 52,0 Prozent, gefolgt von National Express (17,1 Prozent), Eurobahn (13,5 Prozent) und Transdev (7,6 Prozent).
Der 14. Qualitätsbericht bietet einen umfassenden Überblick über die Performance des Schienenpersonennahverkehrs und stellt wichtige Daten und Analysen zur Verfügung, um langfristige Verbesserungen in der Betriebs- und Infrastrukturqualität zu erzielen.