Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat einen aktuellen Stationsbericht für das letzte Jahr über die Zustände an 295 Bahnhöfen und Haltestellen im VRR-Gebiet veröffentlicht. Bereits 2020 hat der VRR die Bahnhöfe und Haltepunkte im VRR-Gebiet überprüft. Dabei wurden rund ein Viertel der Stationen als “nicht akzeptabel” bewertet. Laut aktuellem Bericht sollen sich die Zustände zwar deutlich verbessert haben, aber bei der Barrierefreiheit gibt es deutlich Luft nach oben. Sieben Stationen sind auch weiterhin “nicht tolerierbar”.
Die Bahnhöfe und Haltestellen werden anhand eines Bewertungssystems im Hinblick auf die Bedürfnisse der Fahrgäste beurteilt. Bei der Überprüfung der Stationen werde auf die Aufenthaltsqualität, die Fahrgastinformation und die Barrierefreiheit geachtet und von sogenannten “VRR-Profitester*innen” bewertet. So wird unter anderem die Sauberkeit (Verschmutzung, Geruchsbelästigung, Graffiti und bauliche Mängel), die Ausstattung (Fahrkartenautomat & Entwerter, Aufzug, Infovitrinen, Beleuchtung, Sitzmöglichkeiten), die Fahrgastinformation anhand von Fahrplänen oder den elektronischen Anzeigetafeln, als auch die Barrierefreiheit mit dem stufenlosen Zugang zum Bahnsteig bzw. ein taktiles Leitsystem auf dem Bahnsteig bewertet.
Bei der Aufenthaltsqualität konnte nach dem VRR-Bericht ein positiver Trend vermeldet werden. In die Kategorie “hervorragend” sind im vergangenen Jahr 21 Bahnhöfe eingeordnet worden, 2020 waren es gerade mal zehn. Doch weiterhin bestehe insbesondere in der Sauberkeit und der Barrierefreiheit vieler Haltestationen großer Nachholbedarf. “Vor allem Müll, Graffiti und sonstige Verschmutzungen sowie bauliche Mängel führten zu schlechten Bewertungen”, berichtet der VRR.
Bei den Fahrgastinformationen liegt der Prozentsatz mit der Bewertung „hervorragend“ bei knapp 83 Prozent. Mängel an der technischen Ausstattung wurden laut Bericht schnell behoben und die Fahrpläne waren ebenfalls meist vorhanden.
Schlechter wurde dahingegen die Barrierefreiheit bewertet. Bei 40 Prozent der VRR-Bahnhöfe ist keine oder nicht im angemessenen Rahmen die Barrierefreiheit gewährleistet. Eine entsprechende Anpassung bzw. Modernisierung sei jedoch vom VRR ausdrücklich gewünscht.
Insgesamt haben sieben Bahnhöfe im Verkehrsverbund die Bewertung “nicht tolerierbar” erhalten:
- Essen-Frohnhausen
- Bochum West
- Gruiten
- Boisheim
- Rheydt Hbf
- Rheydt-Odenkirchen
- Grevenbroich
Dabei waren die Bahnhöfe Essen-Frohnhausen und Bochum-West bereits im Jahr 2020 in der schlechtesten Kategorie “nicht tolerierbar”. Im Vergleich zum letzten Stationsbericht für das Jahr 2020 hat sich jedoch der Zustand vieler Bahnhöfe im VRR-Gebiet verbessert. Zuvor wurden 15 Haltestationen von den VRR-Profitestern als besonders schlecht bewertet, diesmal sind es nur sieben.
Im Hinblick auf den baulichen Zustand der Stationen und die Sauberkeit verzeichneten die Profitester*innen im Jahresvergleich einen deutlich positiven Trend, auch wenn die Situation in einigen Bereichen nach wie vor unbefriedigend ist, wie ein Blick auf die Ergebnisse im Detail zeigt. Insgesamt erreichten 21 Stationen eine „hervorragende“ Spitzenplatzierung, 2020 waren es nur zehn. Sie boten SPNV-Kund*innen eine weit überdurchschnittliche Aufenthaltsqualität. Bei 95 „zufriedenstellenden“ Stationen identifizierten die Profitester*innen lediglich geringfügige Mängel, ein Plus von über zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 160 Bahnhöfe und Haltepunkte (2020: 192) und damit die Mehrzahl war in einem „verbesserungswürdigen“ Zustand. Bei weiteren 19 (2020: 29) Stationen waren die Mängel so gravierend, dass sie als „unzureichend“ eingestuft wurden. Vor allem Müll, Graffiti und sonstige Verschmutzungen sowie bauliche Mängel führten zu schlechten Bewertungen – Probleme, die Eisenbahninfrastrukturunternehmen durch eine häufigere bzw. intensivere Reinigung und Instandhaltung positiv beeinflussen könnten.
Die Fahrgastinformation bewerteten die VRR-Profitester*innen erneut sehr gut. Über 95 Prozent der Stationen erreichten eine „zufriedenstellende“ bis „hervorragende“ Bewertung, 2020 lag dieser Wert noch knapp unter der 95-Prozent-Marke. Die Bahnhöfe und Haltepunkte waren in den allermeisten Fällen mit qualitativ hochwertigen Fahrgastinformationen ausgestattet – hierzu zählen neben den dynamischen Fahrgastinformationsanlagen auch Fahrplanaushänge. Zudem wurden etwaige technische Mängel von den zuständigen Stellen in der Regel schnell wieder behoben.
Im Hinblick auf die Barrierefreiheit der Stationen ergibt sich nach wie vor ein differenziertes Bild. An 60 Prozent aller Bahnhöfe und Haltepunkte gelangen Fahrgäste über Aufzüge oder Rampen stufenfrei zu den Bahnsteigen und auch niveaugleich in die SPNV-Fahrzeuge. Dies bedeutet gleichzeitig, dass 40 Prozent aller Stationen modernisiert werden müssen, um einen barrierefreien Zugang zu ermöglichen. Als Zuwendungsgeber und Bewilligungsbehörde unterstützen wir die Eisenbahninfrastrukturunternehmen bei der Modernisierung der SPNV-Haltepunkte und fördern dabei insbesondere Vorhaben, die einen Fokus auf den barrierefreien Ausbau legen. Denn alle Menschen sollen problemlos den Öffentlichen Personennahverkehr nutzen können, egal ob sie auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen oder mit Kinderwagen, Fahrrad oder schwerem Gepäck unterwegs sind.
24 Stationen bescheinigten die VRR-Profitester*innen im Jahr 2021 einen “ausgezeichneten” Zustand, was einem Plus von 0,34 Prozent entspricht. Weitere 123 Bahnhöfe und Haltepunkten erzielten eine “ordentliche” Gesamtbewertung, 2020 waren es nur 97 Stationen. 141 Stationen waren im vergangenen Jahr “entwicklungsbedürftig”, sieben “nicht tolerierbar”. Entsprechend war die Hälfte aller Bahnhöfe 2021 in einem guten Zustand. 2020 war dies nur bei rund 40 Prozent der Fall.
Mehr Licht als Schatten an den VRR-Stationen
An ausgewählten Standorten nahmen die VRR-Profitester*innen auch wieder die Beleuchtung der Stationen unter die Lupe. Denn speziell in den Wintermonaten, wenn es weniger Sonnenstunden gibt und die Tage kürzer werden, steigt das Unfallrisiko, wenn die Bahnhöfe und Haltepunkte nicht ausreichend beleuchtet sind. Bodenunebenheiten oder Ausstattungsgegenstände können übersehen und zu Stolperfallen werden, und auch der Gefahrenbereich nahe der Bahnsteigkante wirkt eventuell weiter entfernt als er es in Wirklichkeit ist. Schlechte Lichtverhältnisse können auch zu sogenannten “Angsträumen” führen, also zu dunklen und nicht gut einsehbaren Bereichen, die man ungern betritt. Auch Wetterschutzeinrichtung aus Beton können diesen Eindruck noch verstärken.
An 77 Stationen entdeckten die VRR-Profitester*innen defekte Leuchten, was einem Anteil von etwa zwei Dritteln aller betrachteten Bahnhöfe entspricht. Allerdings waren in den meisten Fällen nur einige wenige Lampen defekt, oftmals verteilt über die gesamte Station, sodass die Beleuchtung insgesamt ausreichend war.
An 15 Stationen gab es noch Wetterschutzhäuser aus Beton, die das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste negativ beeinflussen können. Im Zuge von zukünftigen Modernisierungs- oder Umbauvorhaben sollten diese durch moderne, verglaste und somit transparente Wetterschutzeinrichtungen ersetzt werden.