Nachdem das 9-Euro-Ticket und auch die Abo-Aktion endet, erhöht der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zum Fahrplanwechsel 2022/2023 die Fahrpreise um durchschnittlich 3,9%. Eine Einzelfahrt kostet so in der Preisstufe A2 bereits 3,00 Euro. Als Begründung zieht der Verkehrsverbund die steigenden Kosten für Lohn und Energie vor.
Die Preiserhöhung beschloss der Verwaltungsrat am vergangenen Donnerstag mit Mehrheit. Die Anpassung sei notwendig, um die “hohen und stetig steigenden, inflationsbedingten Betriebskosten bei den Verkehrsunternehmen” auszugleichen, erklärte der größte Verkehrsverbund des Landes. Im Corona-Jahr 2021 habe man komplett auf eine Tarifanpassung verzichtet, dieses Jahr habe es nur eine moderate Preiserhöhung gegeben. Nun gebe es keine Alternative angesichts einer allgemeinen Preissteigerung von rund acht Prozent, so VRR-Vorstand José Luis Castrillo. Der Vorstandsvorsitzende ist ebenfalls nicht abgeneigt gegenüber günstigere Abos. Doch muss die Finanzierung dieser besser besprochen und geplant werden, als es beim 9-Euro-Ticket war. Laut dem VRR würde die Preiserhöhung nicht einmal die steigenden Kosten im Ansatz ausgleichen. Allein um den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten, seien Mittel von zusätzlich 500 Millionen Euro nötig, die nur zum Teil durch die höheren Preise ausgeglichen werden können. “Wir können nicht alle Mehrkosten auf den Kunden abwälzen.” ergänzt der VRR-Vorstand.
Der VRR sieht keinen Gegensatz zwischen der Preiserhöhung und der Debatte darüber, dass Bund und Länder über ein Nachfolgeangebot für das Neun-Euro-Ticket sprechen: “Die Diskussion um eine weitere bundesweite Tarifinitiative hat der Verbund bei seinen Tarifentscheidungen natürlich im Blick. So lange sich Bund und Länder allerdings noch nicht geeinigt haben, werden wir formelle Beschlüsse fassen”, so Castrillo. Wenn also ein Vollumpfänglicher Plan feststeht wo die Finanzierung ebenfalls geklärt ist, ist beim VRR auch niemand abgeneigt, diesem Ticket zuzustimmen. “Die Kosten steigen, und die Kunden können irgendwann nicht mehr alle die Abos oder Einzelfahrkarten leisten. Dadurch entsteht eine Spirale. Ohne die Ticketeinnahmen fehlt dem Verkehrsverbund Geld und diese müssen die Preise erhöhen. Es ist jetzt die Aufgabe der Ampel-Regierung zukunftsorientiert ein Deutschland-Ticket zu präsentieren, welches zum einen finanzierbar aber auch zum anderen für alle erschwinglich ist”, ergänzt der ÖPNV-Experte Patrick Kulhei.
Nach eigenen Berechnungen und Meinungen anderer Experte, bringt die Preisanpassung zum Jahreswechsel rund 35 Millionen Euro mehr ein. Wenn die Zuschüsse vom Bund oder dem Land jetzt nicht ebenfalls angepasst werden, müssen Fahrgäste ein reduziertes Angebot in Kauf nehmen. “Das aktuelle ÖPNV-Angebot kann durch die Tarifmaßnahme nur zum Teil finanziert werden. Weitere erhebliche finanzielle Mittel seitens des Bundes und des Landes sind erforderlich, um das Leistungsangebot im kommenden Jahr stabil zu erhalten” so Castrillo.
Ein Einzelticket der Kategorie A1 bzw. A2 kostet derzeit 2,90 Euro. Ab 2023 steigt dieser Pries dann je Fahrt auf jeweils 3 Euro. In der Preisstufe D (VRR Gesamt) steigt der Preis für einen Einzelfahrschein von 15,70 Euro auf 16,50 Euro. Auch Abo-Tickets bleiben von der Preiserhöhung nicht verschont. Kostet beispielsweise ein Ticket 2000 in der Preisstufe B derzeit 112,09 Euro, werden ab Januar 116,58 Euro fällig. Der Monatspreis für das Bärenticket steigt um 4,20 Euro auf 97,10 Euro monatlich. Auch Eltern müssen beim SchokoTicket zukünftig mehr bezahlen. Aktuell kostet das Ticket für Kinder als Selbstzahler 38 Euro. Ab Jahreswechsel soll es dann 39,40 Euro kosten. Auch für das beliebte “VRR-ZusatzTicket” wird zukünftig mehr verlangt. Konnte man bisher für 3,70 Euro ein Rad mitnehmen, seinen Geltungsbereich erweitern oder in der 1. Klasse fahren, fallen zukünftig dafür pro Ticket 3,80 Euro an. Das FahrradTagesTicket wird ebenfalls auf 3,80 Euro angepasst.
Auch bei den anderen Verkehrsverbünden stehen Preiserhöhungen an. Beim Westfalentarif hat man bereits dieses Jahr im August die Preise um rund 3,8% erhöht. Michael Vogel, Geschäftsführer vom VRS betont, das nun auch vom Bund mehr Unterstützung kommen muss. “Das Neun-Euro-Ticket war eine sozialpolitische Maßnahme. Ich würde mir wünschen, dass nun eine verkehrspolitische Maßnahme folgt” betonte er.