Nachdem der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) gemeinsam im Jahr 2020 die Strecken des Niederrhein-Münsterland Netzes ausgeschrieben haben, ist nun eine Entscheidung gefallen: Die Deutsche Bahn mit ihrer “DB Regio NRW” übernehmen die Strecken der NordWestBahn ab 2025. Damit verschwindet das zur Transdev-Gruppe gehörende Eisenbahnverkehrsunternehmen von der Bildfläche im VRR.
Die politischen Gremien vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und dem Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) haben in ihren Sitzungen die Vergabe zum künftigen Betrieb der ersten fünf Linien des Niederrhein-Münsterland-Netzes (RE 14, RE 44, RB 31, RB 36, RB 43) an DB Regio beschlossen. Die DB-Tochter konnte sich im Rahmen eines europaweiten Wettbewerbsverfahrens durchsetzen und übernimmt damit die Linien der NordWestBahn. Der neue Ausschreibungsvertrag hat dann eine Laufzeit bis 2040.
RE 13: Regionalverkehre Start Deutschland übernimmt ab 2026
Schritt für Schritt weg vom Dieselzug
Gegenstand des Ausschreibungsverfahrens war der Betrieb von fünf der insgesamt sieben Linien im Niederrhein-Münsterland-Netz.
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Die Betriebsaufnahmen erfolgen gestaffelt: Die Linien RE 44, RB 31, RB 36 gehen ab Dezember 2025 an den Start, ein Jahr später im Dezember 2026 folgt der RE 14 und ab Dezember 2028 wird auch die RB 43 mit lokal emissionsfreien Fahrzeugen unterwegs sein. In den kommenden Jahren wird die Strecke der Niederrheinbahn von Rheinkamp bis nach Kamp-Lintfort für den SPNV reaktiviert sowie die Stellwerkstechnik zum Anschluss an die vorhandene DB-Strecke bei Rheinkamp entsprechend angepasst, sodass ab Mitte 2026 auch der Hochschulstandort Kamp-Lintfort mit dem RE 44 an den Regionalverkehr angebunden sein wird.
Neue Züge mit Batterie
Die bisher auf den Linien eingesetzten Dieselfahrzeuge werden durch batterie-elektrische Fahrzeuge von Typ „Civity BEMU“, klassische elektrische Fahrzeuge, die zusätzlich mit Batterien ausgestattet sind, ersetzt. Diese Fahrzeuge können mit Batterieantrieb die nicht elektrifizierten Streckenabschnitte überbrücken und unter der abschnittsweisen vorhandenen Oberleitung die Batterien wieder aufladen. Es kommen Fahrzeuge in zwei Größen zum Einsatz, mit einem Sitzplatzangebot von je 120 Sitzplätzen für die Linien RB 36 und RB 43 sowie mit 160 Sitzplätzen für die übrigen Linien, was deutliche Kapazitätssteigerungen vor allem auf den Linien RE 14, RE 44 und RB 31 ermöglicht.
Niederrhein-Münsterland Netz: Neue Elektro-Batteriezüge
Im Rahmen der Neuausschreibung der Regionalexpress- und Regionalbahn-Linien des Niederrhein-Münsterland-Netzes setzen die beiden Verkehrsverbünde VRR und NWL ganz auf einen nachhaltigen Betrieb. Denn ab 2025 stellen sie den heutigen Dieselbetrieb auf den Linien sukzessive auf lokal emissionsfreie, klimaschonende Triebzüge um. Die dafür bestellten 63 batterie-elektrischen Fahrzeuge (sogenannte BEMU) der spanischen Firma CAF (Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles, S. A.) bieten den Fahrgästen mehr Komfort und zusätzliche Sitzplatzkapazitäten.
Das Niederrhein-Münsterland-Netz umfasst sieben Linien mit über sechs Millionen Zugkilometern Verkehrsleistung pro Jahr:
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Im Rahmen einer gesamtheitlichen Neuausrichtung auf den Strecken des Netzes verfolgen VRR und NWL gemeinsam mit dem Land Nordrhein-Westfalen und den Projektpartnern mehrere Ziele: Neben der Umstellung der Antriebstechnologie auf lokal emissionsfreie Fahrzeuge steht auch die Erneuerung der Infrastruktur (u.a. Stellwerkstechnik, Verlängerung und Erhöhung der Bahnsteige, Erneuerung der Abstellanlagen) im Fokus.
Entscheidung überrascht auch die NordWestBahn
Überraschend ist die Entscheidung bzw. der Gewinn der DB Regio allemal. Zuletzt hat die DB-Tochter viele Linien verloren bei Ausschreibungen. Zuletzt sprang sie jedoch wieder als “Notlösung” ein, als das Vorhaben der Eurobahn scheiterte, die S-Bahn-Linien zu übernehmen.
Für die NordWestBahn kam die Entscheidung des VRR und NWL auch überraschend. Zuletzt hat die Transdev-Gruppe beschlossen, sich in Duisburg im “Silberpalais” niederzulassen und eine Bürofläche von 1800 Quadratmeter anzumieten. Mit mehr als 7500 Mitarbeitenden und einem Umsatz von rund 1,2 Milliarden Euro ist das Unternehmen mit Sitz in Berlin laut eigenen Angaben der größte private Mobilitätsanbieter in Deutschland.
“Duisburg ist ein Verkehrsknotenpunkt für die Bahn und auch für den Bus und damit prädestiniert für unsere regionale Zentrale“, teilt das Unternehmen auf Nachfrage der Redaktion mit. Für das Silberpalais habe zudem “die gute Lage in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof” gesprochen. Auch die zentrale Lage im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), der für das Unternehmen eine wichtige Rolle spielt, habe den Ausschlag für Duisburg gegeben.
Transdev zieht in größten Bürogebäude der Stadt ein
Aktuell sind die Mitarbeiter der NordWestBahn gegenüber des Intercityhotels am Duisburger Hauptbahnhof untergebracht. Der zentrale Standort im Ruhrgebiet soll ebenfalls für die Transdev-Gruppe eine größere Rolle einnehmen. Geplant sind “betriebliche Stellen und Verwaltungseinheiten aus der Region” in Duisburg zu bündeln und so näher am Fahrgast dran zu sein. Bekannt ist, dass rund 60 bis 70 Mitarbeitende die Bürofläche im Silberpalais beziehen werden. Gleichzeitig plane das Unternehmen kurz- bis mittelfristig, weitere Arbeitsplätze in Duisburg aufzubauen.
Der Silberpalais gilt als das größte Bürohaus der Stadt Duisburg und bietet laut eigenen Angaben auf 69.000 Quadratmetern nationalen wie internationalen Unternehmen eine geschäftliche Heimat, so etwa dem Stahl- und Metallhändler Klöckner & Co oder Vonovia.
“Wenns brennt, springt die DB ein”
Die Hoffnung, nun das eigene Logo der NordWestBahn nun auf den neuen Zügen sehen zu können, ist nun verpufft. Für den Kunden spielt der Betreiberwechsel eine eher untergeordnete Rolle: Die Fahrzeuge beschafft der VRR, der auch vorgibt, in welchem Takt wo gefahren wird. Das jeweilige Bahnunternehmen stellt insofern vor allem das Personal für den Betrieb. Mittlerweile ist auch geregelt, dass die Mitarbeitenden des alten Betreibers normalerweise mit allen Rechten und Pflichten zum neuen Anbieter wechseln können. Zuletzt war das Anfang Februar notgedrungen der Fall, als der Betreiber „Abellio NRW“ in die Insolvenz ging und eine Notvergabe erforderlich wurde.
DB Regio darf nicht an Sub-Tochter “Regionalverkehre Start” die Linien weitergeben
Zudem steht bereits fest, dass eine DB-Tochter namens “Start” die Linien RE13 übernehmen wird. Mit den gelb-blau-weißen Zügen geht es von Hamm (künftig von Münster) über Wuppertal, Düsseldorf und Mönchengladbach nach Venlo. Diese Linie wird künftig ebenso bis Maastricht (Niederlande) verlängert. Nach bisher vorliegenden Informationen darf DB-Regio den Betrieb auch nicht an die eigene “Billigtochter” vergeben. Sie sollen die Strecken bis 2040 betreiben.
“Regionalverkehre Start” übernimmt ab 2026 den RE 13
Die Regionalverkehre Start Deutschland GmbH (start) hat das Ausschreibungsverfahren für den RE 13 (Maas-Wupper-Express) gewonnen. Mit seinem Angebot hat das Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU), welches eine Tochter der DB Regio ist, den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), die Verkehrsregion Westfalen-Lippe (NWL) sowie die niederländischen Aufgabenträger überzeugt.
RE 10 und RB 41 noch offen
Ab Dezember 2025 sollen dann die ersten drei Linien mit den neuen Fahrzeugen und dem neuen Anbieter starten. Noch offen ist, wer die Linien RE 10 (Kleve-Düsseldorf – ab Ende 2028) und der neuen Regionalbahnlinie RB 41 Geldern-Neuss (ab 2027) betreiben soll. Der Betreiber wird in einem separaten Ausschreibungsverfahren gesucht. Unklar ist noch, wo die neuen Züge, die in Spanien gefertigt werden, in der Region gewartet werden. Aktuell deutet einiges daraufhin, dass die DB das alte Bahnbetriebswerk Gelsenkirchen-Bismarck-Geländer (gegenüber des Haltepunkts “Gelsenkirchen-Zoo”) zurück kauft um dies zu nutzen. Anzeichen bietet dafür ein Verein der vor Ort Dampflokomotiven aufarbeitet und unterstellt.