Das Fahrrad rückt zunehmend in das Zentrum der Konzepte für den vernetzten Nahverkehr der Zukunft. Die NRW-Landesregierung fördert daher massiv den Ausbau der Radinfrastruktur, seit 2017 wurden mit 150 Millionen Euro Investitionen bereits 580 Kilometer neue Radwege im Land gebaut.
Bund und Land investieren für Radinfrastruktur
Der ehemalige Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) sieht in der modernen Verkehrspolitik die beste Chance gegen den Klimawandel. “Deshalb treibt die Landesregierung den Ausbau komfortabler und sicherer Radwegenetze konsequent voran.” Seit Beginn des Jahres unterstützt zudem der Bund Gemeinde und Städte. So bekommt NRW bis 2023 vom Bund 97 Millionen Euro.
Smartphones erleichtern vernetzte Mobilität
Vernetzte Mobilität bedeutet maximale Flexibilität. Darum ist sie auch für die Landesregierung ein zentraler Baustein der Mobilitätswende. Wenn wir unterwegs unterschiedliche Verkehrsmittel verknüpfen können, bewegen wir uns nachhaltiger fort und verbrauchen individuell weniger Fläche.
Die derzeitigen Trends hinsichtlich der Veränderung des Mobilitätsverhaltens sowie der Mobilitätsangebote sind vielfältig. Fahrradverleihsysteme ergänzen seit einigen Jahren in immer mehr Städten und mit stetig steigenden Nutzerzahlen das Mobilitätsangebot. Die starke Verbreitung von Smartphones und weiterer Informations- und Kommunikationstechnologien vereinfacht die Nutzung und das Abrufen von Echtzeitinformationen zur Verfügbarkeit und schafft so neue Möglichkeiten und Alternativen der Mobilität, insbesondere hinsichtlich der Vernetzung unterschiedlicher Verkehrsmittel. Das Nachfragepotential für eine innovative Verknüpfung von Verkehrsangeboten ist im Allgemeinen vorhanden.
Corona hat den Antrieb verstärkt
Die Menschen haben sich wegen des erhöhten Ansteckungsrisiko mit dem COVID-Virus mehr auf den Sattel gesetzt. Dank der Unterstützung einzelner Städte durch errichten von Pop-Up-Radwegen ist die Zunahme des Radverkehrs um örtlich bis zu 48% gestiegen. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Einzelhändler einen Verkaufswachstum beim Absatz von Fahrrädern. So stieg die Anzahl der verkauften Räder von 4,3 auf mehr als 5 Millionen. Doch ein gutes Rad “muss nicht teuer sein, man muss nur viel Geduld mitbringen. Aktuell haben wir eine Lieferzeit von rund 6 Monaten.” sagt ein Zweiradhändler aus Münster.
StartUps bieten weitere Möglichkeiten
Zahlreiche StartUps hat der Boom zu Verleihprogrammen inspiriert, aus Handel und Industrie kommen innovative Komplettlösungen. Im Rhein-Ruhr-Gebiet in NRW hat z.B. “metropolradruhr” eine starke Nutzerschaft. Sie bieten über 2.000 Räder unter anderem in Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hamm, Herne, Mülheim (a.d.R.) und Oberhausen an. In Kooperationen mit einzelnen Verkehrsunternehmen oder dem VRR bietet “metropolradruhr” ein vielseitiges Leihsystem fürs Rad an.
Aber auch StartUps wie “Sharea” kommen mehr in den Vordergrund: Das Konzept der Tochterfirma der Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft (ZEG) stellt in Stadtquartieren E-Bikes für unterschiedlichen Bedarf in einem eigens errichteten Hub zur Verfügung, die über eine App buchbar sind. Service, Reparatur und Versicherung sind inklusive. Die Abrechnung erfolgt wahlweise minutengenau oder im monatlichen Abo.
Jobräder haben mehr Vorteile als ein Dienstwagen
Die hohe Nachfrage nach Modellen für jedermann wie „Sharea“ es anbietet, belegt den neuen Stellenwert des Rades. Franz Tepe: “In der Innenstadt haben zum Beispiel Pflegedienste ein zunehmendes Parkplatzproblem und überlegen den Umstieg aufs Fahrrad. Gleiches gilt für jede Form von Außendienst.” Hier müssen demnach attraktive Modelle geschaffen werden, um den Umstieg einfach und fair zu gestalten.
Der Marketingleiter hebt ebenfalls hervor, dass Diensträder (Jobrad) steuerlich besser gestellt werden als Dienstautos. Zusätzlich kann es von der Krankenversicherung Bonuszahlungen geben, oder die Beitragszahlung senken. “Immer mehr Krankenkassen gewähren Beitragsnachlässe, wenn ihre Kunden sich ausreichend bewegen. Dank eines Sensors in unserer App können Sie belegen, dass Sie die von der WHO empfohlenen 150 Minuten Bewegung pro Woche auf dem Rad verbracht haben.”
Vernetzter Nahverkehr mit eTarif NRW
Ein Meilenstein im vernetzten Verkehr soll der „eTarif NRW“ werden. In Bus oder Bahn checkt der Fahrgast via Smartphone ein, beim Ausstieg aus. Der Fahrpreis berechnet sich aus Grundpreis und den Luftlinienkilometern zwischen Start und Ziel, abgerechnet wird über die Mobilitäts-App. Eine Preisobergrenze stellt sicher, dass Bus- und Bahnfahren nicht mehr als 30 Euro in 24 Stunden kostet.