Bodycams im Nahverkehr: Neue Maßnahme gegen Übergriffe

Die Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen steht vor neuen Herausforderungen. Immer häufiger kommt es zu Übergriffen auf Zugbegleiter und andere Mitarbeitende. Um diesem Trend entgegenzuwirken, setzen Verkehrsunternehmen vermehrt auf den Einsatz von Bodycams. Diese Maßnahme soll nicht nur das Sicherheitsempfinden der Mitarbeitenden steigern, sondern auch potenzielle Angreifer abschrecken.

Neue Sicherheitsstrategie: Einführung von Bodycams

In einer ersten Maßnahme hat DB Regio NRW rund 800 Zugbegleitern in den Kölner S-Bahnen angeboten, freiwillig Bodycams zu nutzen. Erste Tests, die bereits während der Fußball-EM stattfanden (NAHVERKEHR-NRW berichtete), zeigten positive Ergebnisse. Basierend darauf wird der Einsatz der Kameras schrittweise auf ganz Nordrhein-Westfalen ausgeweitet. „Neben einer fundierten Schulung der rechtlichen und technischen Aspekte ist die Nutzung freiwillig“, erklärt ein Sprecher von DB Regio. Dennoch gibt es unter den Mitarbeitenden unterschiedliche Meinungen: Einige begrüßen das Angebot, während andere noch überzeugt werden müssen.

Privatbahnen ziehen nach

Auch private Anbieter wie die Eurobahn und National Express planen den Einsatz von Körperkameras. Während die Eurobahn bereits ein eigenes Projekt gestartet hat, befindet sich National Express noch in der Planungsphase. Ziel sei es, das Sicherheitsgefühl sowohl der Fahrgäste als auch des Personals zu verbessern, betont eine Sprecherin der Eurobahn.

 

Steigende Übergriffe auf Zugpersonal

Der jüngste Sicherheitsbericht für den Nahverkehr in NRW zeigt eine deutliche Zunahme von Angriffen auf Zugpersonal. Diese Übergriffe ereignen sich zunehmend zu jeder Tageszeit und nicht mehr nur in den Nachtstunden. Laut der Deutschen Bahn wurden 2023 deutschlandweit über 3.000 Angriffe auf Mitarbeitende gemeldet, wobei der Regionalverkehr besonders betroffen war.

Eisenbahnergewerkschaft fordert umfassendere Maßnahmen

Eine Umfrage der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) unter 4.000 Mitgliedern verdeutlicht, wie belastend die Situation für Zugbegleiter ist. 90 Prozent der Befragten sprechen sich für den freiwilligen Einsatz von Bodycams aus. „Wir unterstützen technische Hilfsmittel wie Bodycams, um unsere Kolleginnen und Kollegen besser zu schützen“, sagt Sebastian Bitterwolf von der EVG in Dortmund. Dennoch fordert die Gewerkschaft zusätzliches Sicherheitspersonal, bessere Meldewege und mehr personelle Entlastung, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.

Bodycams als Teil eines umfassenden Sicherheitskonzepts

Die Verkehrsunternehmen und Gewerkschaften sind sich einig, dass Bodycams ein wichtiger Baustein zur Verbesserung der Sicherheit sein können. Jedoch betonen sie gleichermaßen, dass technische Lösungen allein nicht ausreichen. Ein ganzheitlicher Ansatz, der auch soziale und organisatorische Maßnahmen umfasst, ist notwendig, um langfristig ein sicheres Arbeitsumfeld für das Zugpersonal zu schaffen.